In 4 Schritten zum beruflichen Neuanfang
Es gibt wohl kaum spannenderes als nochmals neu zu beginnen. Klar, hier sind viele Emotionen involviert, die sich anfangs unangenehm anfühlen oder Fragen aufwerfen, aber letztlich ist ein Veränderungsbedürfnis immer ein Zeichen von Entwicklung und dass wir offensichtlich alten Strukturen entwachsen sind. Nimm dir doch mal einen Moment um diesen Veränderungsprozess als das zu feiern was er ist - deine Chance ein Leben über deine Arbeit hinaus zu kreieren, das dich rundum erfüllt.
Wie wäre es, wenn plötzlich nicht bloß dein Beruf Erfüllung bringt, sondern wenn er sich auch noch so richtig schön in dein Leben integriert oder besser noch - die Unterscheidung zwischen Beruf und Privatleben, oder dem “anderen” Ich ganz wegfällt und alles eine wunderbare Einheit wird?
Falls du jetzt kurz davor bist den Artikel zu verwerfen, weil sich das alles nach Träumerei anhört, lass mich dir bitte eine Sache an dieser Stelle mitgeben. Ich weiß nicht nur dass das geht, sondern auch wie, denn ich darf genau diese Prozesse tagtäglich in meiner Arbeit beobachten und mitbegleiten. Auch ich stand vor ein paar Jahren genau da, wo du jetzt stehst und fühlte mich ziemlich überfordert. Das was nun folgt, ist daher kein gut gemeinter Ratgeber, sondern mein Versprechen an dich, dass auch du beruflich neu durchstarten und noch heute damit beginnen kannst. In ein paar einfachen Schritten.
Also, worauf wartest du?
1) Orientierung schaffen
Was uns in Umbruchssituationen oft begleitet ist dieses unangenehme Gefühl der Ohnmacht, in der wir uns keinen Meter nach vorne bewegen und gleichzeitig aber genau wissen, dass es auch nicht mehr zurückgehen kann. Spätestens dann ist es Zeit sich mit ein paar grundlegenden Fragen auseinanderzusetzen, um in Bewegung zu kommen.
Erste Fragen die auch du dir stellen kannst:
Was möchte ich so nicht mehr?
Was soll anders werden?
Wie fühlt es sich an, wenn ich das am Ende erreicht habe?
Diese Orientierungsfragen helfen nicht bloß dabei in die Gänge zu kommen, sondern sie geben uns wichtige Einblicke in unser Inneres, unser Unterbewusstsein und geben Aufschluss darüber, was wir wirklich wollen.
Besonders dann wenn es dir noch schwerfällt zu benennen, wie deine berufliche Veränderung aussehen soll, können diese Antworten als erster Wegweiser dienen. Lass dir mit den Antworten ruhig ein wenig Zeit, manchmal braucht es ein bisschen länger, da es sich hierbei nicht unbedingt um alltägliche Fragen wie - Was möchte ich heute Mittag essen, handelt. Nimm dir Zeit dafür und sei mit dir selbst und deinem Unterbewusstsein geduldig.
Besonders in Zeiten der Veränderung ist es normal, dass wir uns oft alleine fühlen oder uns nach jemandem sehnen, der uns versteht und möglicherweise auch schon das gleiche erlebt hat. Dabei ist es die absolute Mehrheit von uns, die sich mindestens einmal während der Karrierelaufbahn einen beruflichen Neuanfang wünscht. Daher überleg mal in deinem Netzwerk und Bekanntenkreis:
Wer könnte dein Ansprechpartner sein?
Wer hört dir gerne zu und bei wem fühlst du dich gut aufgehoben?
Wir alle unterschätzen leider viel zu oft wie kraftvoll es ist, unsere Ziele und Wünsche auszusprechen. Dabei hören wir uns selbst, wodurch neue Verknüpfungen und Anregungen entstehen und im besten Fall findet man im Gegenüber auch noch einen Unterstützer, eine Unterstützerin, die weitere Ideen für uns hat und uns bestärkt. Als Coach sind es für mich die mit Abstand schönsten Momente, wenn ich zusehen darf, wie meine Coachees klar, selbstbewusst und mit ganz viel Vorfreude auf das was als nächstes kommt, aus dem Gespräch gehen. Und vielfach bin ich einfach nur Zuhörerin mit einem offenen Ohr und ganz viel Interesse für das Anliegen meines Gegenübers.
Bist du vielleicht Mitglied in einem Verein, oder gibt es eine Anlaufstelle zur Berufsorientierung, die sich in deiner Nähe befindet? Auch hier ist es wahrscheinlich, dass du auf eine passende Ansprechperson stößt. So oder so - je mehr du über deine Pläne sprichst, desto mehr holst du sie in das Hier und Jetzt. Schau mal selbst was das mit dir macht!
2) Austauschen, ins Reden kommen
3) Informieren und nachfragen
Immer wieder erlebe ich überraschte Durchstarter und Durchstarterinnen, die sich anfangs völlig alleine und überwältigt fühlen, bevor sie erkannt haben, dass es glücklicherweise vor allem im deutschsprachigen Raum, aber auch darüber hinaus ganz viele Fördermöglichkeiten für Berufsumstiege gibt. Umso schöner für mich mitanzusehen, wenn sie sich plötzlich inmitten verschiedener Netzwerke und Förderprogramme wiederfinden und auf ihrem Weg in den beruflichen Neuanfang umfangreich unterstützt werden. Logisch, solange wir uns in einem bestimmten Berufsfeld bewegen, schauen wir meistens nicht aktiv nach draußen, was es da sonst noch alles an Alternativen gibt. Aber spätestens wenn du mit dem Gedanken spielst, nochmals neu durchzustarten, gibt es garantiert mindestens eine Anlaufstelle, die dich im Prozess unterstützt. Auch ich durfte einige solcher Programme absolvieren und würde es jederzeit wieder tun. Falls du also konkret nach Initiativen oder Organisationen suchst, kannst du dich auch gerne direkt an mich wenden.
In den vergangenen Jahren durfte ich einige hundert Unternehmensgründer:innen und Berufsumsteiger:innen bei ihrem Neustart begleiten. Wenn ich mich für eine Erfolgszutat entscheiden müsste, die bei jeder und jedem einzelnen eine besonders wichtige Rolle gespielt hat, dann ist es die geistige Haltung und Einstellung. Was meine ich damit? Kurz gesagt, hier geht es darum wie du über dich, deine berufliche Neuorientierung und alles was damit zusammenhängt, denkst. Das klingt jetzt vielleicht sehr banal, jedoch ist es tatsächlich so, dass wir oft unbewusst Gedanken, Ängste, bzw. Unsicherheit hegen, die wir so gar nicht bemerken, welche uns aber sehr wohl im Vorankommen bremsen. Oft wird hier auch von limitierenden Glaubenssätzen (Self-limiting beliefs) gesprochen; Dabei handelt es sich um eine fälschliche Annahme, oder Überzeugung, die uns stark in unserem Denken und Verhalten beeinflussen kann. Ein solcher limitierender Glaubenssatz, wäre zum Beispiel “Ich bin nicht gut genug, um jetzt noch einmal beruflich neu durchzustarten.” Um zu erkennen, ob auch du solche einschränkenden Gedanken hast, gibt es mehrere Wege, die über das Unterbewusstsein führen und letztlich diese Gedanken an die Oberfläche führen.
Auch ich durfte in den vergangenen Jahren immer wieder solche Gedanken in mir aufspüren und sie dann feierlich verabschieden. Was ich nicht nur bei mir selbst sondern auch bei meinen Klient:innen stets beobachten durfte ist ein tiefgreifendes Gefühl der Befreiung, wenn diese einschränkenden Gedanken erstmals aufgelöst wurden. Doch die eigentliche Veränderung wird erst danach auf verschiedenen Ebenen sichtbar. Hier kommt es immer ein bisschen auf die Person drauf an, jedoch wirst auch du mit dem richtigen Maß an Aufmerksamkeit und Neugier erkennen, wo du die größte Erleichterung bemerkst.
4) Deinen Kopf auf Neubeginn programmieren
Falls du übrigens beobachtest, dass dein Alter immer wieder Thema ist und du vielleicht meinst, du wärst zu alt, um beruflich nochmals durchzustarten, dann ist auch das ein Hinweis darauf, dass du dich möglicherweise in deinem Vorankommen (un)bewusst einschränkst. Falls dem so ist - hast du gleich jetzt die Gelegenheit dieses Hindernis freundlich aber bestimmt aus dem Weg zu räumen. Frag dich doch mal bei der Gelegenheit wie du Erfolg definierst und ob Erfolg ein bestimmtes Alter hat..?
Eben (-:
Eine Anleitung zur Identifikation solcher limitierenden Glaubenssätze und wie du diese gezielt hinterfragen kannst, findest du unterhalb.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass du ins Tun kommst, dabei mit dir selbst geduldig bist und an deinem Veränderungswunsch dran bleibst. Sei stolz auf dich, wenn du nur mal den ersten Schritt wagst oder dich traust, mit einer anderen Person über deinen Traum zu sprechen. Wenn ich dich auf deinem Weg ins neue, bunte und aufregende Lebenskapitel begleiten soll, freue ich mich auf deine Nachricht.
Deine Constanze
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Die folgende Anleitung beruht auf einem evidenzbasierten Ansatz nach Clark und Egan, 2015. Neben einigen anderen Ansätzen, kann dieser vorerst dabei helfen Bewusstsein zu schaffen und zu erkennen, wo du dir aktuell vielleicht noch im Weg stehst.
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Beobachte wann diese hinderlichen Gedanken auftreten und wie sie sich äußern. Wie schon erwähnt, sind sie dir vielleicht gar nicht bewusst, oder du nimmst sie bisher gar nicht als solches wahr. Wenn du also bis jetzt automatisch davon ausgegangen bist, dass gewisse Dinge ab einem bestimmten Alter so nicht mehr möglich sind, dann ist jetzt wohl der Zeitpunkt, diese Überzeugung erstmals bewusst zu hinterfragen.
1) Gibt es für diese Annahme einen Beweis? (Sprich, kann ich belegen, dass bestimmte Dinge ab einem gewissen Alter nicht mehr möglich sind?)
2) Kann es sein, dass ich hier Mutmaßungen anstelle?
Vielleicht gibt es bestimmte Orte, Situationen oder auch Personenkreise, in denen der ein oder andere Gedanke vermehrt oder überhaupt erst auftritt. Oft sind es die unscheinbaren Familienfeiern, in welchen wir plötzlich wie selbstverständlich erklären, dass man eben damit rechnen muss, ab einem gewissen Alter öfters Wehwehchen zu haben. Oder sind es die Weinabende mit deinen besten Freunden, bzw. Freundinnen, denen du Recht gibst, wenn sich eine davon zur “biologischen Uhr” und einem Kinderwunsch nach 40 äußert?
3) Ist dieser Gedanke das Ergebnis einer emotionalen Reaktion oder basiert er auf Fakten? (Deswegen lade ich dich auch dazu ein, die Situation, in welcher dieser Gedanke auftritt näher zu beleuchten.)
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Wenn du nun einen Glaubenssatz identifiziert hast, dann bekommst du jetzt die Gelegenheit ihn in etwas Positives, Nützliches zu verwandeln. Dabei kannst du frei entscheiden, wie diese Verwandlung aussehen soll. Eine gängige Methode ist die Umformulierung. Wie könnte dein Glaubenssatz “Ich bin zu alt, um beruflich nochmals durchzustarten”, beispielsweise lauten, damit er von nun an dein Mantra wird. Sprich, dein Leitsatz, der dich bestärkt, motiviert und weiterbringt..?
Viel Spaß beim Beobachten, Aufgreifen und Ausprobieren!
Clark, G. I., & Egan, S. J . (2015). The Socratic method in cognitive behavioural therapy: A narrative review. Cognitive Therapy and Research, 39(6), 863-879.